Du bezeichnest dich selbstbewusst als Macher? Du hast deine Berufung als Führungskraft gefunden? Oder für dich ist klar, dein eigenes Unternehmen zu gründen und es erfolgreich zu machen? Du siehst dich schon als CEO? Hier wird dich die Realität aber wieder einholen, denn Erfolg will geplant werden. Wie willst und kannst du Mitarbeitern gegenübertreten? Wie möchtest du dein Team führen? Gibt es überhaupt den einen Führungsstil für dich? Hier kannst du vertiefen, wie du deine (zukünftige) Rolle als Chef ausüben könntest.
Dieser Beitrag hilft dir, mit Klischees aufzuräumen und mehr Klarheit über deine Rolle auf Führungskraft zu erlangen. Vielleicht hast du im Studium klassische Führungsstile nach Kurt Levin und tradierende Stile nach Max Weber kennengelernt. Wir präsentieren dir hier eine Auswahl moderner Führungsstile, die auch zu dynamischen Startups passen.
Der Faktor Mensch: Darum solltest du dir Gedanken über Führungsstile machen
Für den Erfolg deines Unternehmens hat der Führungsstil eine große Bedeutung. Das gilt vor allem in kleinen Startups, bei denen Gründer als Chef und Mitarbeiter sehr eng zusammenarbeiten. Schlechte Führung ist ein wahrer Produktivitätskiller, das solltest du dir immer vor Augen halten. Und bestimmt hast auch du in deiner Berufserfahrung schon schlechte Beispiele für Führungsstile erleben müssen.
Du wirst als Chef mit einer Vorbildfunktion agieren, die eine starke Rolle für die Motivation und das gesamte Betriebsklima spielen wird. Dieses wiederum ist die Voraussetzung für Produktivität sowie zufriedene Mitarbeiter und Kunden. Gute Führung kann sich durch eine geringe Personalfluktuation und ein positives Arbeitgeberimage im wahrsten Sinne auszahlen. Du erkennst bereits hier: Es handelt sich nicht um eine unbedeutende Nebenrolle: Dein Führungsstil wird im Geschäftsalltag die Hauptrolle spielen. Du musst diese Rolle übernehmen und mit deinem Stil das Drehbuch schreiben!
Führungsstile: Welche gibt es?
Wir wollen hier weniger den Fokus auf eine theoretische Einordnung von Führungsstilen legen. Vielmehr soll es praxisorientiert darum gehen, aus einer Auswahl an modernen Führungsstilen deinem Ideal schrittweise näher zu kommen. Ohnehin wirst du hier erkennen, dass du immer wieder in neue Rollen schlüpfen musst.
Direkter Führungsstil: Ein Gruß aus der Vergangenheit?!
Dieser Führungsstil wird auch als autoritär bezeichnet. Wahrscheinlich wird dich das bereits aufhorchen lassen. Hierbei handelt es sich um die ‚alte Schule‘, die in vielen Unternehmen noch von einem Kommandoton begleitet wird. Der Chef entscheidet alles, die Mitarbeiter setzen es um. Ein solches Abhängigkeitsverhältnis ist Gift für die Motivation von Mitarbeitern, zumal diese oft keine Verantwortung für ihre Entscheidungen tragen.
Viele Experten sehen diesen Führungsstil als veraltet an: Er gilt als innovationsfeindlich und entspricht nicht dem Anforderungsprofil junger Arbeitnehmer. Insofern solltest du dich mit Blick auf ein zu gründendes Startup schnell von der Vorstellung verabschieden, als allesentscheidender Herrscher aufzutreten. Das wird in einem jungen Team nicht funktionieren. Wer begibt sich schon freiwillig in eine Diktatur?
Transaktionaler Führungsstil: Der Austausch steht im Mittelpunkt
Wir werden mit diesem Führungsstil schon deutlich moderner. Der transaktionale Führungsstil ist von Austausch geprägt. Formal steht die Zielvereinbarung im Fokus (Stichwort Management by objectives). Im häufigen Austausch stimmen sich Führungskraft und Mitarbeiter ab, wobei klare Ziele jederzeit für Transparenz sorgen. Mit attraktiven Anreizen sollen Mitarbeiter motiviert werden, ihre Ziele zu erreichen.
Mit diesem Führungsstil lassen sich Unternehmensziele erreichen, er gilt als praxiserprobt. Kritisch aber solltest du die Tatsache bewerten, dass die Motivation eigentlich nur extrinsisch ist. Irgendwann verlieren äußere bzw. finanzielle Reize ihren Wert. Als Führungskraft müsstest du dir immer wieder überlegen, wie du deine Mitarbeiter belohnen möchtest. Ein solches Belohnungssystem kann auf Dauer für beide Seiten ermüdend sein …
Laissez-faire Führungsstil: Selbst ist der Mitarbeiter!
Warum nicht einfach die anderen ‚machen lassen‘, und zwar in einem vorgegebenen Rahmen? Wenn du Mitarbeitern große Handlungsspielräume geben und selber Aufgaben delegieren möchtest, kann dieser moderne Führungsstil perfekt zu dir passen. Vor allem in technologischen Bereichen macht das Sinn: Wenn Mitarbeiter über ein sehr spezielles Knowhow verfügen, sollten sie dieses auch möglichst selbstbestimmt einsetzen können. Alles andere würde demotivierend und innovationshemmend wirken.
Deine Aufgabe als Führungskraft ist es, ’nur‘ bei gravierenden Problemen oder Fehlentwicklungen steuernd einzugreifen. Und genau hier liegt die Kunst: Du musst eine Balance zwischen Kontrolle und laissez-faire finden, die zu deiner Persönlichkeit und zur geschaffenen Unternehmenskultur passt. Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass jeder machen kann, was er möchte. Und natürlich darf die so wichtige Kommunikation für einen lebendigen Austausch nicht auf der Strecke bleiben.
Transformationaler Führungsstil: Mit Fingerspitzengefühl auf jeden Mitarbeiter eingehen
Besonders im Gegensatz zum autoritären Führungsstilen verlangt transformationale Führung gute Menschenkenntnis. Es geht darum, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Mitarbeitern explizit einzugehen und sie in ihrer Entwicklung individuell zu fördern. Dieser Führungsstil ist werteorientiert und ideal für kleine Teams, in denen sich alle gut und vor allem auf einer persönlichen Ebene kennen.
Transformation meint, dass du als Führungskraft deine Mitarbeiter in eine bestimmte Richtung entwickelst. Im Idealfall befinden sich persönliche und betriebliche Ziele nicht im Gegensatz. Generell werden dabei langfristige und übergeordnete Ziele verfolgt, über die du als Führungskraft natürlich selber Klarheit erlangen musst.
Der situative Führungsstil: Ich passe mich flexibel an!
Dieser moderne Führungsstil spricht per se dafür, dass es den EINEN Stil gar nicht geben muss oder kann. Kluge und vorausschauende Führungskräfte müssen vielmehr in der Lage sein, in unterschiedlichen Situationen die geeigneten Mittel zu ergreifen. Mal ist ein zuhörendes Ohr notwendig, mal ein motivierendes Mitarbeitergespräch. Vor allem in Krisensituationen kann es aber auch notwendig sein, wichtige Entscheidungen selbstbewusst zu treffen und durchzugreifen. Führung kann also unterschiedliche Gesichter annehmen. Wichtig aber ist, dass Mitarbeiter auf Konstanten wie Ehrlichkeit, Offenheit, Gerechtigkeit und Zuverlässigkeit vertrauen können.
Die Kunst des situativen Führungsstils besteht darin, nicht beliebig und unberechenbar zu wirken. Insofern musst du in diese Rolle erst hineinwachsen und deine Erfahrungen sammeln. Bei einer offenen Kommunikation werden dir Mitarbeiter sicher auch den einen oder anderen Fehler verzeihen. Zum situativen Führen gehört es, Aufgaben zu delegieren, Mitarbeiter zu motivieren und sie gezielt zu unterstützen.
Manchmal ist in diesem Kontext auch vom richtungsbezogenen Führungsstil die Rede. Du kannst situativ entscheiden, ob du bei Mitarbeitern eher die Aufgabenorientierung oder eine Personenorientierung in den Fokus rücken willst. Die Personenorientierung ist gerade in Startups sehr wichtig geworden, um flache Hierarchien mit einem geeigneten Führungsstil potenzialorientiert zu nutzen.
Gruppenbezogener Führungsstil: Das Wir entscheidet!
Ja, du hast Recht: Besonders in aufstrebenden Startups wird das Team der Star sein. Meistens sind es nur wenige Mitarbeiter. Insofern wirst du gerade in der erfolgskritischen Startphase oft mit dem gesamten Team interagieren und eher weniger mit einzelnen Mitarbeitern. Daher solltest du dich darauf einstellen, eine Gruppe motivierend und zielfokussiert zu führen. Du musst als Führungskraft die Gruppendynamik genau beobachten und immer wieder steuernd als Teil des Teams von innen heraus eingreifen. Das kann in moderierender, hinweisender oder auch entscheidender Form geschehen. Wichtig ist, trotz Fokus auf die Gruppe den Einzelnen als Individuum zu sehen und entsprechend zu behandeln.
Auch wenn die Harmonie im Team noch so gut ist, werden alle anders ticken. Deine Aufgabe ist es, auf jeden gezielt einzugehen und seine Eigenarten bestmöglich zu managen. Das verlangt von dir eine sehr gute Beobachtungsgabe und geistige Flexibilität. Deine Tätigkeit als Führungskraft eines Teams wird sich in einem Spannungsfeld bewegen, das von folgenden Tätigkeiten geprägt sein wird: bremsen, fördern, motivieren, steuern, ermutigen, integrieren und wertschätzen.
Zwischenfazit: Worauf kommt es heute als Führungskraft an?
Klar ist, dass autoritäre Führungsstile ausgedient haben (sollten). Einen besserwissenden Despoten braucht niemand als Chef. Alle angesprochenen Führungsstile versuchen eher, mit einer Vision auf einer persönlichen Ebene zu führen. Es muss darum gehen, einzelne Mitarbeiter oder ein ganzes Team mit Begeisterung weiterzuentwickeln, wobei persönliche und unternehmerische Ziele in Einklang zu bringen sind. Du wirst dich wahrscheinlich für einen situativen Führungsstil entscheiden und auf Mitarbeiter unterschiedlich eingehen, wobei es aber immer gerecht zugehen muss. Du solltest als Führungskraft als Vorbild vorangehen und inspirierend auf Mitarbeiter wirken. Hast du eine starke Vision? Worauf steuerst du zu? Erinnere deine Mitarbeiter jeden Tag daran und lass sie Teil dieser Vision sein. Eine gute Führungskraft darf zudem seine/ihre Augen und Ohren nicht nur für Unternehmenszahlen geöffnet haben. Alle Mitarbeiter müssen das Gefühl haben, persönlich wertgeschätzt zu werden.
Deine eigene Rolle definieren und die perfekte Balance finden
Du wirst also selber in die neue Rolle hineinwachsen müssen und deinen eigenen Stil perfektionieren. Es versteht sich von selbst, dass du immer authentisch und mit dir selbst im Klaren sein solltest. Einen Chef, der als wandelnder Widerspruch erscheint, wird niemand ernst nehmen können. Wenn du Führung modern bzw. situativ interpretierst, wirst du abwechselnd in unterschiedliche Rollen schlüpfen:
- Motivator/Visionär: Mit Charme und möglichst ohne Druck befähigst du deine Mitarbeiter zu Höchstleistungen.
- Mentor: Sorge mit einer persönlichen Beziehung dafür, dass alle Mitarbeiter Wertschätzung und individuelle Förderung genießen.
- Moderator/Koordinator/Schiedsrichter: Irgendwo gibt es einen Konflikt? Du greifst als neutraler Vermittler ein und sorgst dafür, dass alle schnell wieder an einem Strang ziehen. Des Weiteren sorgst du dafür, dass alle Ressourcen für anstehende Projekte optimal genutzt werden.
- Inspektor: Natürlich musst du alle Zahlen und Entwicklungen stets im Blick haben und Optimierungspotenziale nicht nur ansprechen, sondern auch konsequent umsetzen. Hier kommen Moderator und Motivator wieder ins Spiel.
Du siehst hier, dass du immer wieder in unterschiedliche Rollen schlüpfen wirst. Ja, das kann anstrengend sein. Auf der anderen Seite wird es nie langweilig und du kannst als Chef mit vielen Facetten jeden Tag dein Können unter Beweis stellen.
Inspiration: Das könntest du als motivierender Chef sagen
Machen wir es konkreter, falls dir jetzt die Worte fehlen! Bis hierhin hast du viel über die Theorie erfahren. Im Folgenden zeigen wir dir einige typische Sätze, die du als gute Führungskraft in einer deiner Rollen sagen könntest:
- Bitte und Danke: Es sind die kleinen Unterschiede, die aus einem Kommandoton ein respektvolles Miteinander auf Augenhöhe machen.
- “Super Idee: So machen wir es!”
- “Ich habe mich geirrt: Du hast da vollkommen Recht!”
- “Ich bin froh, dich in meinem Team zu haben.”
- “Sorry, das hatte ich nicht auf dem Bildschirm.”
- “Was denkst du darüber? Ich hätte gerne ein Konzept von dir.”
Per Du oder Sie mit dem Chef: eine Stilfrage mit Konsequenzen …
Du Chef, kannst du mal eben…? Wer kann da schon Nein sagen? Und hier genau kann ein großes Problem von zu großer verbaler Nähe bestehen. In Schweden ist es üblich, jeden zu duzen. Auch im Unternehmenskontext ist ein freundschaftliches ‘Hej!‘ kein Problem. Dahinter steckt übrigens die konsequente sprachliche Umsetzung des Gleichheitsprinzips. In Deutschland ist das ‚Du‘ besonders in jungen Unternehmen auf dem Vormarsch. In eingesessenen Unternehmen ist das ‚Sie’ aber noch in gut zwei von drei Unternehmen die Regel.
Je jünger das Unternehmen und die Mitarbeiter sind, desto eher neigen Führungskräfte zum Du. Wichtig ist, dass die Höflichkeitsregeln ebenso wie der Führungsstil in eine starke Unternehmenskultur eingebettet werden. Diese musst du als Chef nicht nur schaffen, sondern aktiv vorleben. Es mag jung und unkompliziert wirken, dass sich alle im Team duzen. Du solltest aber zumindest Bewusstheit darüber erlangen, welche möglichen Konflikte damit verbunden sein können:
- Das ‚Du‘ schafft eine persönliche Nähe: Diese muss aber von einem Fundament aus Vertrauen gestützt werden. Ansonsten riskierst du, nicht mehr als Chef wahrgenommen zu werden.
- Fehlende verbale Distanz: Das freundschaftliche ‚Du‘ kann dazu führen, dass sich Mitarbeiter schnell im Ton vergreifen, wodurch letztlich Konflikte entstehen.
- Falls ältere Mitarbeiter im Team sind oder dazustoßen, könnten diese zu starke Nähe von Beginn an als unangebracht empfinden.
Nichts desto trotz, das Du macht dich nahbarer und wird am Ende vermutlich auch dazu führen, dass alle mehr Spaß bei der Arbeit haben. Also lass dich duzen und hebe dich nicht auf ein Podest, du bist ja kein Lehrer in einer Schulklasse.
Was du aus diesem Beitrag als (zukünftige) Führungskraft mitnehmen kannst
„Stil ist der äußere Ausdruck einer inneren Harmonie der Seele.“ (William Hazlitt)
Das Zitat bringt es auf den Punkt! Nutze es als Inspiration, um Klarheit über deine eigenen Stärken und auch Schwächen zu erlangen. Nur wer sich selber kennt und zielfokussiert führen kann, wird das auch mit Mitarbeitern in authentischer Weise tun können. Insofern solltest du an persönlichen Baustellen gezielt arbeiten, um als Vorbild wahrgenommen werden zu können. Selbst-, Projekt- und Zeitmanagement sind wichtige Fähigkeiten, die dich als Führungskraft berechenbar und vertrauenswürdig erscheinen lassen. Du solltest nicht über den Dingen schweben und auch konstruktive Kritik deiner Mitarbeiter annehmen. Alles, was gesagt werden muss, hat im offenen Gespräch zu erfolgen. Führung kann nicht hinter dem Rücken von Mitarbeitern oder bei körperlicher oder geistiger Abwesenheit erfolgen. Sie lebt vom unmittelbaren Miteinander, der zwischenmenschlichen Chemie! Auch wenn du mehrere Rollen als Führungskraft spielen werden musst, so ist damit keineswegs Schauspiel oder Verstellen gemeint. Ganz im Gegenteil: Es muss darum gehen, mit Persönlichkeit, Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit eine berechenbare Konstante für das Team zu sein.
Es ist noch keine perfekte Führungskraft vom Himmel gefallen …
Führung lebt im Idealfall von Vertrauen und Inspiration. Führung braucht Erfahrungen, um reifen zu können. Daher ist es kein Zufall, dass viele Führungskräfte mittlerweile ein Coaching nutzen, um sich weiterzuentwickeln. Ja, auch dazu musst du als moderne Führungskraft die ständige Bereitschaft mitbringen: Stillstand bedeutet Rückschritt. Solcher Input von außen kann sehr wertvoll sein, um besser zu sich selbst zu finden und Entscheidungen aus innerer Überzeugung zu treffen. Gerade in einem jüngeren Team werden dir Fehler nicht zu stark angelastet: Ihr alle verfolgt eine spannende Vision, das Unternehmen schnell groß zu machen. Führung ist zu Großem fähig, wenn sie diese Begeisterung im Arbeitsalltag greifbar werden lässt …
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